Naturlehrpfad: Naturerleben in der Gemeinde Vechelde

Naturerlebnispfad/-lehrpfad
Inhalt:

Entlang eines ca. 14 km langen Weges werden der Bevölkerung fünf unterschiedliche Lebensräume in der Landschaft der Gemeinde Vechelde vorgestellt. Hier geht es zur Tourenübersicht.

Die vorgeschlagene Route kann zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkundet werden – die Tafeln sind an den nachfolgenden Standorten aufgestellt:

  • Lebensraum Vechelder See - bei Wedtlenstedt: Kiesabbaugewässer
Der sogenannte Vechelder See ist durch Sand- und Kiesabbau entstanden. Er weist eine Größe von 24,5 Hektar auf und ist bis zu 15 m tief. Der See im Eigentum des Klub Braunschweiger Fischer e.V. ist ein Angelgewässer, zu dessen Fischbestand unter anderem Aal, Hecht, Barsch, Zander, Wels und Schleie gehören. Das Gewässer ist auch für die Vogelwelt von großer Bedeutung. Zu allen Jahreszeiten halten sich Wasservögel auf dem See auf. Zu den häufigsten Gästen zählen Haubentaucher, Graugänse, Stockenten, Schnatterenten, Tafelenten, Reiherenten, Blässrallen, Silbermöwen, Kormorane.
Am Gewässergrund leben Muscheln, die wir häufig nur als leere Schalen am Ufer finden. Muscheln tragen als Filtrierer zur Gewässerreinigung bei. Sie können bis zu 40 Liter Wasser am Tag durchfiltern und ernähren sich so von den Schwebstoffen im Wasser. Die Vermehrung der Teichmuscheln erfolgt durch eine gegenseitige Abhängigkeit mit dem Bitterling, einer Kleinfischart. Die Eier des Bitterlings entwickeln sich im Kiemenraum der Muschel, während sich die Muschellarven am Bitterling anheften, bis diese sich zu kleinen Muscheln entwickelt haben.
Bei sonnigem Wetter können am Gewässerufer oder über der Wasseroberfläche verschiedene Libellenarten beobachtet werden. Die Larven der Libellen leben im Wasser und ernähren sich räuberisch von Fliegenlarven und anderen Wasserinsekten. Aus den Larven, die meist an Pflanzenstängeln aus dem Wasser klettern, schlüpfen die erwachsenen Libellen. Bei Sonnenschein können Azurjungfern, Vierflecklibellen und Heidelibellen beobachtet werden.
Neben Vögeln kann im und am Wasser der Nutria beobachtet werden, der sich als Neubürger seit dem 20. Jahrhundert durch den Ausbruch aus Pelztierfarmen in Europa stark ausbreitet. Der Nutria ist eine aus Südamerika stammende Nagetierart, die dem Biber recht ähnlich sieht. Unterscheiden lassen sich die beiden Arten durch die Form des Schwanzes: Der Nutria hat einen runden, der Biber einen abgeplatteten Schwanz. Der Nutria lebt in selbstgegrabenen Erdhöhlen am Ufer von Gewässern. Gut erkennbar sind die orangenen Zähne der Tiere. Er ernährt sich hauptsächlich vegetarisch von Blättern, Stängeln und Wurzeln von Wasserpflanzen.
 
  • Streuobstwiese Denstorf
Was ist eine Streuobstwiese?
Streuobstwiesen sind ökologisch wertvolle Elemente einer von Menschen geschaffenen Kulturlandschaft. Auf den Grünlandflächen, die meist mit Schafen beweidet oder zur Heugewinnung genutzt werden, stehen „verstreut“ hochstämmige Apfel-, Birnen-, Kirsch-, Pflaumen- oder Walnussbäume. Diese Art der doppelten Nutzung existiert bereits seit dem Mittelalter.
Geschichte des Obstbaus
Obstbau ist eine der ältesten landwirtschaftlichen Wirtschaftsformen und wurde bereits 1400 v. Chr. in Ägypten betrieben. Die heute bei uns vorkommenden Obstsorten stammen überwiegend aus dem Orient. Der Obstanbau entwickelte sich in den Jahrhunderten immer weiter und die Menschen versuchten bessere Sorten für die verschiedenen Regionen und unterschiedliche Nutzungen zu züchten. So sollten die Früchte entweder zum Frischverzehr, zur Lagerung oder zum Mosten geeignet sein, gut schmecken und nach Möglichkeit auch widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge sein.
Lebensraum Streuobstwiese
Eine Streuobstwiese ist ein ganz besonderer Lebensraum, der durch eine große Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren ausgezeichnet ist. Typische Vogelarten einer Streuobstwiese sind Steinkauz, Gartenrotschwanz, Wendehals, Grün- und Buntspecht. In knorrigen, alten Obstbäumen finden auch Fledermäuse und Siebenschläfer Unterschlupf. Das Totholz älterer Bäume ist ein bevorzugter Lebensraum für Insekten, die auch die Bestäubung der Obstbäume vornehmen, wenn Sie Nektar und Pollen sammeln.
Denstorfer Streuobstwiese 
Im Jahr 2008 haben viele Bürgerinnen und Bürger aus Vechelde mit Unterstützung der Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft und der Gemeinde Vechelde begonnen, die ersten Obstbäume auf einem aufgelassenen Acker zu pflanzen. Es wurden etwa 100 verschiedene Obstbäume gepflanzt, darunter auch Sorten, die in den letzten 100 Jahren im Raum Braunschweig häufig gepflanzt wurden: Roter Eiserapfel, Gravensteiner, Berlepsch, Schöner von Nordhausen, Kaiser Wilhelm, Goldparmäne. Probieren Sie gerne von dem leckeren Obst. Über das Heu freuen sich besondere Rinderrassen im Landkreis Peine.
  • Lebensraum und Lebensweise des Weißstorchs: Vechelade
Der Einzug der Weißstörche in Vechelade: Im Jahr 2008 ließen engagierte Bürger aus Vechelade eine Nistplattform für den Weißstorch auf dem Mast einer abgebauten Freileitung errichten. Schon drei Jahre später war ein Storchenpaar eingezogen und begann mit der Brut. Drei Jungstörche sollten im Sommer ausfliegen. Seit 2012 ist jedes Jahr mindestens ein flügger Jungstorch durch den Weißstorchbetreuer beringt worden. Durch die Beringung kann ihre Reise nachverfolgt werden. Ein Jungstorch aus 2014 wurde anhand seiner Ringnummer an 13 Orten wiedererkannt.
Im Jahr 2017 brütete er im Raum Wolfsburg.
Nehmen Sie Platz auf einer Bank im Natureum und lauschen dem Klappern der Störche. Die etwa 80 – 90 cm großen weiß-schwarzen Vögel mit einer Flügelspannweite von bis zu 220 cm kommen im Februar/ März aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zurück und bereiten ihren Horst für die Brut vor. Gerne besiedelt der Storch sein altes Nest aus dem Vorjahr, ist allerdings auch in der Lage, in acht Tagen auf einer geeigneten Unterlage, wie z. B. einem Schornstein, einen neuen Horst zu bauen. Etwa im April werden bis zu 6 weiße Eier gelegt, aus denen nach ungefähr 30 bis 33 Tagen die Jungstörche schlüpfen. Diese haben zu Beginn, im Gegensatz zu ihren rotschnäbeligen Eltern, noch schwarze Schnäbel.
Die Altstörche haben nun viel zu tun, um die Nahrung wie Würmer, Schnecken, Käfer und Heuschrecken heranzuschaffen. Nach zwei Monaten können die Jungstörche auch größerer Nahrung zu sich nehmen: Molche, Frösche, Schlangen, Mäuse und Maulwürfe. Ihre Nahrung suchen die Störche auf den umliegenden Wiesen und Weiden der Aueniederung und an Gewässern.
Die ersten Flugübungen machen die Jungstörche etwa im Juli, um dann im August mit anderen Jungstörchen getrennt von den Altvögeln in die Überwinterungsgebiete aufzubrechen. In der Natur können Störche ein Alter von bis zu 25 Jahren erreichen
  • Lebensraum Fließgewässer Aue: Vechelde 
Die Aue, ein Tieflandfluss ohne Quelle und Mündung, fließt auf einer Länge von 48 km vom Stahlwerk Salzgitter nach Norden. Zwischen Harvesse und Wense, an der ehemaligen Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Hannover, wird an der Einmündung des Schneegrabens aus der Aue die Erse. Die Wassermenge der Aue wird durch den Ablauf einer Kläranlage in Salzgitter, Regenwassereinläufe und landwirtschaftliche Drainagen beeinflusst. Das Gewässer weist eine Breite von 3 bis 6 m und eine mittlere Wassertiefe von 50 cm auf.
Vor der Regulierung des Flusses vor rund 250 Jahren durchfloss die Aue ein breites Niederungsgebiet und verlegte ständig ihren Flusslauf. Es gab zahlreiche Altarme, Kleingewässer und immer wieder Uferabbrüche, die insgesamt einen strukturreichen Lebensraum für Frösche, Insekten, Fische, Vögel und auch Säugetiere boten.
Der Flusslauf wurde über Jahrhunderte begradigt und ausgebaut. Während die Aue in der Zeit um den zweiten Weltkrieg als toter Fluss ohne Pflanzen- und Tierleben beschrieben wird, hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem die Wasserqualität deutlich verbessert. In Folge dessen haben sich fließgewässertypische Tierarten, wie Köcherfliegen-, Eintagsfliegenlarven, Libellen und Fische wieder angesiedelt. So kann man im Sommer regelmäßig die Gebänderte Prachtlibelle, den Großen Blaupfeil, die Große Königslibelle und die Federlibelle an der Aue beobachten. Im Gewässer gibt es auch wieder zahlreiche Fischarten: Aal, Hecht, Barsch, Karpfen, Bachforelle, Rotauge, Rotfeder, Gründling, Stichling, Brasse, Döbel.
Die Niederungsbereiche der Aue sind im Bereich von Vechelde geprägt durch Grünlandflächen, die als Wiesen oder Weiden genutzt werden, Wälder und gewässerbegleitende Weiden- und Erlengehölze. Im Frühjahr blühen auf den Wiesen das Wiesenschaumkraut und die Kuckuckslichtnelke. Die Vogelwelt an der Aue und den angrenzenden Niederungsbereichen ist sehr vielfältig. Markant ist der Weißstorch, der jedes Jahr auf der errichteten Nistplattform seine Jungen großzieht und dazu die Nahrung in den Wiesen findet. Mit etwas Glück kann der Neuntöter beobachtet werden. Im Schilf entlang der Aue singt im Frühjahr der Teichrohrsänger.
  • Lebensraum Hasselkampsee - Sonnenberg: Kiesabbaugewässer als Lebensraum für Wasservögel
Das Gewässer und seine Umgebung
Der Hasselkampsee befindet sich in der Gemeinde Vechelde in der nördlichen Gemarkung Sonnenberg. Er hat eine Fläche von etwa 26 ha und ist an einigen Stellen bis zu 15 m tief. Entstanden ist der Hasselkampsee durch Sand- und Kies- abbau und wurde in den 1980er Jahren rekultiviert. Die Wasserqualität ist sehr gut (Güteklasse 1 bis 2). Wegen seiner teilweise großen Tiefe friert der Hasselkampsee im Winter spät oder gar nicht zu. Für in der Region überwinternde Wasservögel ist er daher ein Rückzugsgebiet, wenn andere Gewässer bereits von Eis bedeckt sind. Der See bietet auch Amphibien in den flachen Uferbereichen Lebensraum. Im Frühjahr kann man am Ufer Kaulquappen beobachten. Der Hasselkampsee ist Eigentum des Angelsportvereins Braunschweig von 1922 e. V.
Vögel am Hasselkampsee
Während des gesamten Jahres kann man am Hasselkampsee Vögel beobachten. Besonders auffällig sind die Wasservögel. Einige Beispiele zeigen die nebenstehenden Fotos. Die Blässralle gehört zu den regelmäßigen Brutvögeln, genau wie der Haubentaucher. Ganzjährig anwesend sind auch Reiherenten, die hier aber nicht regelmäßig brüten. Die Nilgans war früher ein Exot und ist heute eingebürgert. Häufig zu sehen sind auch Stock enten, Graugänse und Kormorane. Im Frühjahr kann man in den schilfbestandenen Uferbereichen die Gesänge des Teichrohrsängers hören.
Im Winter ziehen Gänsesäger aus dem Hohen Norden zu uns. Andere Wintergäste sind Zwergsäger und Schellenten – und gelegentlich auch mal eine Eiderente.
Fische im Hasselkampsee
Die sogenannten Leitfische des Hasselkampsees sind Flussbarsch und Hecht. Der See beherbergt daneben Aal, Brasse, Güster, Karpfen, Laube, Kaulbarsch, Moderlieschen, Rotauge, Rotfeder (Grafik), Schleie, Zander und einige nicht-heimische Arten.

Für sehbeeinträchtigte Menschen können die Texte der Infotafeln über das Smartphone via QR-Code auf den Tafeln vorgelesen werden.

Anreise

Weitere Informationen

https://www.vechelde.de/freizeit/natur-und-landschaft/naturlehrpfad/

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